Erster Betriebsrat gewählt (WEA Service Süd)

Erster Betriebsrat gewählt

 

Votum für Mitbestimmung ++ WEA-Süd stimmt für Interessenvertretung ++ Hohe Wahlbeteiligung

Matthias Scholz ist bester Laune. »Das war ein super Ergebnis, wir sind echt zufrieden.« Es ist Samstagmorgen, 10 Uhr, und der 46jährige Enercon-Service-Monteur sitzt beim Frühstück in einem Würzburger Café.

 

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»Das war ein super Ergebnis«

Scholz hat allen Grund zur Freude. Seit einigen Stunden ist er Mitglied des Betriebsrats WEA Service Süd, der ersten gewählten Interessenvertretungen aller neun regionalen Enercon-Servicegesellschaften.

Seit Mittwoch stimmen rund 2000 Enercon-Beschäftigte darüber ab, wer künftig ihre Interessen vertreten soll. Unter den strengen Augen der Geschäftsführung wurden am Freitagabend um 17 Uhr in Gerbrunn unweit von Würzburg zum ersten Mal die Stimmen ausgezählt. Insgesamt vier Listen waren angetreten. Stärkste Kraft wurde die »Liste 3 – Rückenwind Süd«, auf der sich zehn aktive IG Metall-Mitglieder versammelt haben und der Scholz vorstand. Sie wird künftig mit vier von neun Plätzen im Betriebsrat vertreten sein. Neben Scholz  werden dann seine Listen-Kollegen Jörg Schmitz, der auch als Service-Monteur arbeitet, Andreas Ulm vom Aufbau und Jochen Weitzel aus dem Zentrallager Gerbrunn im Betrtiebsratsraum sitzen. Zusammenarbeiten werden die vier mit ihren Kollegen der »Liste 2 – Installation«, die auf drei Sitze kam, sowie den Kandidaten von »Liste 1 – Service« und »Liste 4 – Alternative für Alle«, die jeweils einen Sitz erhielten. Gemeinsam wollen sie sich für die Interessen der Belegschaft einsetzen.

 

Seit Monaten haben Scholz und seine Kollegen auf diesen Tag hingearbeitet – Wahlwerbung gemacht, Flugblätter geschrieben, Gespräche an den 11 Service-Standorten der »Süd« geführt. Wie viel Freizeit sie investiert haben?  »Ordentlich«, sagt Scholz. Er muss es wissen. An unzähligen Samstagen ist er zwei Stunden im Auto zum Aktiventreffen nach Würzburg gefahren. Aber es hat sich gelohnt.

 

»Mich freut die hohe Wahlbeteiligung, die war spitzen­klasse«, freut sich Jochen Weitzel, der als vierter Kandidat von »Rückenwind Süd« ins Gremium gewählt wurde.
72,9 Prozent der insgesamt 250 Kollegen haben ihre abgestimmt und damit ihre Wertschätzung für alle Kandidaten und Mitbestimmung bekundet. Weitzel ist 25 Jahre alt und sorgt dafür, dass die Service-Teams gut ausgerüstet sind. Wenn irgendwo etwas fehlt oder kaputt geht, klingelt sein Telefon. Normalerweise ist seine Arbeit ziemlich einsam. Die meisten seiner Kollegen bei der WEA Süd kennt er nur vom Telefon. Am Wahltag war es anders. Den ganzen morgen fuhren unzählige Enercon-Transporter die kleine Auffahrt hoch zum Zentrallager, der Parkplatz war fast bis zum letzten Platz gefüllt. »Soviel war hier noch nie los«, meint Weitzel. Das Gebiet der WEA  reicht von Gießen im Norden bis nach Memmingen im Südwesten. Gewählt wurde nur in Lautertal-Eichenrod nahe Gießen und in Gerbrunn. »Wenn man bedenkt, dass einige Kollegen bis zu 200 Kilometer fahren mussten, um ihre Stimme abzugeben, waren die 72 Prozent eine super Leistung«.

 

Dass es keine Mehrheit für »Rückenwind Süd« geworden ist, sei zwar schade, aber auch nicht so dramatisch. Weitzel ist sich sicher, dass die Zusammenarbeit mit den anderen Listen produktiv verlaufen wird. Die Stimmung zwischen den Listen sei gut, Bereitschaft etwas zu verbessern enorm. »Schließlich sitzen wir alle im selben Boot.« Jetzt gehe es darum, »einen gemeinsamen Nenner zu finden und mit den Themen voranzukommen«, ergänzt Scholz. Viel Zeit bleibt nicht. Die konstituierende Sitzung findet in der kommenden Woche statt.

 

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»Wir sitzen alle im selben Boot«

 

Neben dem Schichtsystem, das in allen WEAs für Unmut sorgt, wollen die beiden vor allem das Thema Gesundheit und die geplante Ausgliederung des Aufbaubereichs aus der WEA Süd auf die Tagesordnung setzen. Seit Monaten kursieren Gerüchte über eine bevorstehende Überführung der 100 für die Errichtung von Windanlagen zuständigen Kollegen in eine eigene Gesellschaft. Scholz und Weitzel befürchten erhebliche Nachteile für die Betroffenen. Doch genaues weiß niemand. »Es wird viel gemunkelt und Halbwahrheiten kursieren. Nur eine klare Ansage der Geschäftsführung hat es noch nicht gegeben«, sagt Weitzel.

 

Probleme könnte es etwa für die Leiharbeiter geben, die über die Hälfte der Aufbau-Kollegen stellen. Die neue Firma würde im Bauhauptgewerbe angesiedelt sein. Doch Leih­arbeit ist am Bau verboten. »Wir befürchten, dass es zu Entlassungen kommt«, sagt Weitzel. »Das wollen wir auf jeden Fall verhindern.« Die Chance dazu haben sie. Denn bei der Ausgliederung handelt es sich um einen Betriebs­übergang nach 613 a des Betriebs­verfassungs­gesetz. Und der ist mit­bestimmungs­pflichtig. Anders als bisher darf Enercon also nicht alleine entscheiden, dieses mal sitzt ein starker Betriebsrat mit am Tisch.

 

3 Kommentare
  1. Herzlichen Glückwunsch zur Wahl und viel Erfolg bei der zukünftigen Arbeit im Gremium! Da habt ihr ja gleich ordentliche Themen vor der Brust die geregelt werden sollen. Der erste Schritt ist ja mit der Wahl des Betriebsrates getan. Nun freuen wir uns auf positive Nachrichten von Euch.

  2. „Weitzel ist 25 Jahre alt und sorgt dafür, dass die Service-Teams gut ausgerüstet sind“.
    Ist das ein guter Vorsatz, oder was??? Die Realität sieht anders aus!!! Im Lager herrscht das Chaos!!!
    Räum mal auf!!!

  3. Endlich ist der Betriebsrat da!
    Vielen Dank an alle Kollegen und ganz besonders an die IG Metall, die undglaublich viel Zeit in dieses wichtige Projekt gesteckt haben.

    Jetzt geht´s erst richig los!