Wie ich Betriebsrat wurde!

Wie ich Betriebsrat wurde!

 

Alan Bruce, Betriebsrat im REpower-Konzern, freut sich über die Schulung der Enercon-BR-Wahlvorstände am 16./17.9. und beschreibt für die Enercon-Kollegen, wie er selbst Betriebsrat geworden ist. Nachahmung empfohlen!

„Hallo Kolleginnen und Kollegen der Service GmbHs der Firma Enercon. Mein Name ist Alan Bruce und ich bin stellvertretender Betriebsratsvorsitzender der Firma PowerBlades in Bremerhaven, die zum REpower-Konzern gehört. Ich möchte Euch anhand meines Werdeganges erzählen, was möglich ist und warum ich Betriebsrat geworden bin bzw die Kollegen mich dazu gewählt haben.

Als Leiharbeiter angefangen!

Vor knapp drei Jahren wurde ich als Leiharbeitnehmer zur Firma PowerBlades entsandt. Wir fertigen Rotorblätter für den Offshorebereich der Firma REpower. Sehr schnell erkannte ich, dass es in vielen Bereichen der Firma Handlungsbedarf gab.
Nun, Kollegen, der ein oder andere von Euch kann meine Denke vielleicht nachvollziehen. Denn zum einem bist Du als Leiharbeiter in der „Nahrungskette“ einer Firma ganz unten – soll heißen, Du kannst nur über Zuverlässigkeit und permanent guter Leistung auf Dich aufmerksam machen. Die andere Seite der Medaille ist auch eine Portion Glück. Trotzdem habe ich auch als Leiher  meine „Klappe“ aufgemacht (liegt wohl in meiner Natur).
Innerhalb einer sehr kurzen Zeit hatte ich das Glück, die gesamten Produktionsbereiche zu durchlaufen, wurde dann Teamleiter und schließlich bot PowerBlades mir einen Festvertrag an.

Plötzlich war ich Wahlvorstand!

Parallel engagierte ich mich als Leiher schon als Vertrauens­mann der IG Metall in der Beleg­schaft (haupt­sächlich ging es um den Kampf für einen Tarif­vertrag). Da bei uns aber plötzlich ein neuer Betriebs­rat gewählt werden musste, wurde ein Wahl­vorstand gesucht. Das alte Betriebsrat-Gremium fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, im Wahl­vorstand tätig zu sein. Ich sagte: „Ja, aber was muss ich da tun?“ Nun kam die IG Metall mit ihrem Know-how ins Spiel. Meine gewählten Wahl­vorstands­kollegen und ich bekamen eine Wahl­vorstands­schulung und professionale Unter­lagen – und so kamen wir dann ins Rollen.

Auch als Betriebsrat kandidiert

Der Spruch „Man wächst mit seinen Aufgaben“ stimmt. Durch meine vielen Erlebnisse in der Firma, die vielen Gesprächen mit Arbeits­kollegen, Vorgesetzten und IG Metall-Funktionären – und natürlich auch Unter­haltungen mit meiner Familie – stand für mich bald fest, dass ich mich neben meiner Arbeit als Wahlvorstand auch als BR-Kandidat auf die Wähler­liste eintrage. Kurz zusammengefasst: Meine Wahl­vorstands­kollegen und ich haben eine gesetzeskonforme Betriebs­rats­wahl durchgeführt und ich, der ehemalige Leiher, wurde zum BR gewählt!

Warum bin ich Betriebsrat geworden?

Damit wir uns richtig verstehen: Nicht um die Geschäfts­führer zu nerven oder um zu stänkern.
Vielmehr hat ein Teil von mir schon immer Ungerechtig­keiten aber auch Lethargie nicht leiden können.
Auch „gute“ Unternehmer (schlechte sowieso) entscheiden manchmal Dinge, die nicht gut sind für die Arbeitnehmer. Ich möchte für unsere Beschäftigten darauf Einfluss nehmen. Es ist wichtig, einen guten und starken Betriebsrat zu haben, denn der kann viel zum Guten verändern!

„Keine Panik: Betriebsrat werden und sein ist kein Hexenwerk und auch keine Zauberei.“

Und: Ihr müsst nicht die 132 Paragraphen des BetrVG auswendig können. Das kann man alles Stück für Stück erlernen. Mit Hilfe von Schulungen, Learning by Doing und ein bisschen gesundem Menschen­verstand ist alles möglich. Auch hier greifen meine Kollegen und ich öfter auf die guten Ressourcen der IG Metall zurück. Ich möchte Euch, liebe Enercon Mitarbeiter und die Wahlvorstände der Enercon Service GmbHs, beglückwünschen und Euch bestärken, Eure Betriebs­räte zu wählen.
Unterm Strich kann ich Euch nur aus der Praxis sagen: Seitdem ich Betriebs­rat bin, gibt es öfters mal Abende, wo ich zufrieden ein Feier­abend­getränk zu mir nehme und weiß, dass ich als ein Teil unseres Betriebs­rates einen Beitrag dazu leiste, dass die Mitbestimmungs­rechte unserer Kolleginnen und Kollegen gewahrt bleiben.

Falls Ihr Fragen, Anregungen und Anekdoten an mich richten wollt, wendet Euch an die kostenfreie Hotline.“

 

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